Innovationen und Digitalisierung

Was ist SAP Joule?

Generative Künstliche Intelligenz made by SAP

Seit im November 2022 ChatGPT für die breite Öffentlichkeit vorgestellt wurde, redet nicht mehr nur die IT-Branche von (generativer) künstlicher Intelligenz (KI) und Machine Learning (ML) bzw. Large Language Models (LLM).

Nach diversen Partnerschaften im Bereich KI kündigte die SAP nun ihr eigenes Spin-Off im Bereich der generativen künstlichen Intelligenz an. Mit Joule soll ein digitaler Assistent erschaffen werden, der sich die generative KI zunutze macht, um die vielen Unternehmensdaten, die SAP-Systeme bei ihren Kunden zur Verfügung haben, in hilfreicher Form aufzubereiten.

Was genau wird SAP Joule können?

Joule wird sich nach bisherigen Informationen zunächst als Chatfenster präsentieren, wie es derzeit bei textbasierten generativen KI-Anwendungen der Standard ist.

Der große Unterschied und damit die potenzielle Stärke von Joule wird aber sein, dass es auf die tatsächlichen Daten des Unternehmens zurückgreifen und diese analysieren kann. So wird SAP Joule möglicherweise genauere, zielführendere und maßgeschneiderte Antworten auf unternehmensspezifische Fragen liefern können als es die Konkurrenz kann.

In den Beispielanwendungen, die von der SAP bereits bekannt sind, werden etwa Unternehmensdaten als Antwort auf einen Textprompt grafisch aufbereitet. In SAP SuccessFactors ist bekannt, dass Joule beispielsweise als Werkzeug zur Schnellnavigation oder für Anwendungsfunktionen genutzt werden kann. Ein Beispiel war hier, einem Kollegen über SuccessFactors Feedback zu geben, wobei Joule das Thema, zu dem Feedback gegeben werden soll, analysiert, dazu passende Fragen vorschlägt und so den Feedback-Prozess erleichtert.

Bisher ist also noch nicht klar, inwieweit SAP Joule tatsächlich eine echte Innovation in der Enterprise-Software sein wird. Nur als eine Art Alexa zur Bedienung des SAP-Systems wird SAP Joule keine Daseinsberechtigung finden können.

Wie fügt sich SAP Joule in bestehende Softwarelandschaften ein?

Die SAP wird mit Joule ihre Cloud-first-Strategie weiter fortsetzen. Es ist davon auszugehen, dass SAP Joule cloud-only verfügbar sein wird.

Zunächst hat die SAP eine Integration mit SAP SuccessFactors angekündigt, wo Joule als digitaler Navigationshelfer und auch zur Bearbeitung von Transaktionen eingesetzt werden soll; ein durchaus sinnvoller Schritt, da sich hier das Sprachmodell und das UI in einer Umgebung weiterentwickeln lässt, in der der Nutzen generativer KI im HR-Bereich sofort sichtbar wird.

Anschließend soll Joule im Frühjahr 2024 in SAP S/4HANA, Public Cloud verfügbar sein.

Was ist das Potenzial von Joule?

Es ist davon auszugehen, dass die SAP mittelfristig u.a. aufbauend auf Joule eine Vielzahl KI-unterstützter Funktionen bereitstellen und in ihre Software integrieren wird.

Es gibt bereits Konkurrenten wie BlueYonder, die mittels Machine Learning aus einer Vielzahl an Datenpunkten Absatzprognosen, Abverkaufswahrscheinlichkeiten und Nachschubwege in der Supply Chain vorschlagen können.

Ähnliche Ansätze sind bereits im Bereich Sales z.B. für Absatzprognosen bekannt. Im Customer Service sind Chatbots ohnehin schon in großer Zahl im Einsatz und werden durch die generative Künstliche Intelligenz zunehmend hilfreicher.

Hier wird sich die Stärke der KI-Anwendungen in Zukunft zeigen: Mittels KI könnte es möglich sein, frühzeitig und schneller als Menschen es können auf eine sich verändernde Marktumgebung zu reagieren. So wird es z.B. möglich sein, basierend auf den nur im betrachteten Unternehmen vorliegenden Daten zu Lieferanten und der Gesamtlieferkette – bspw. mittels Ariba, SAP LBN, SAP Integrated Business Planning, und der Integration in die SAP Manufacturing Cloud – neue Lieferwege und Zulieferer zu ermitteln. Das Ergebnis wäre eine resilientere Supply Chain des gesamten Unternehmens.

An dieser Stelle liegt in der Tat ein starker Unique Selling Point, über den die SAP verfügt: Während andere Software-Anbieter auf aufwendige Integrations-Tools oder gar CSV-Schnittstellen setzen müssen, könnte die SAP über die Business Technology Platform direkt auf die unternehmensspezifischen Daten zugreifen.

Joule wäre dabei ein wichtiges Tool als Front-End, das die darunterliegende komplexe KI-Anwendung leicht beherrschbar macht. Spannend wird SAP Joule also so richtig, wenn es die Rolle des reinen Assistenten verlässt, der nur auf Nachfragen reagiert. Stattdessen könnte Joule mithilfe weiterer, unterlagerter KI-Anwendungen sogar proaktiv auf Handlungsbedarfe hinweisen und diese durch sein LLM in natürlicher Sprache verständlich machen.

Fazit

Mit Joule wird die SAP einen wichtigen Schritt machen, um den Abstand auf die Konkurrenz in der Künstlichen Intelligenz deutlich zu verkürzen. Wenn eine sinnvolle Integration mit den tatsächlichen business-relevanten und unternehmensspezifischen Daten geschaffen wird und weitere KI-Anwendungen integriert werden, wird sich Joule als sehr starker Helfer im täglichen Arbeitsablauf in der Materialplanung, Einkaufssteuerung und im Operations Management mit SAP-Software erweisen.

Haben Sie eine Frage oder wünschen Sie weitere Informationen?

Details zur Nutzung Ihrer personenbezogenen Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.