SAP Extended Warehouse Management

10 Erfolgsfaktoren für die Migration nach EWM (Teil 2/2)

Im ersten Teil der 10 Erfolgsfaktoren für die Migration nach EWM sind wir bereits auf wesentliche Punkte eingegangen, die Sie beim Aufsetzen Ihres SAP-EWM-Projekts berücksichtigen sollten.

Im zweiten Teil wird es nun vor allem um die richtige Umsetzung Ihrer Implementierung von SAP EWM gehen. Wir beleuchten häufige Probleme, die im Projektverlauf auftreten, ebenso wie Migrationstools und Migrationsstrategien für die EWM-Migration. Wir betrachten dabei vor allem die Migration auf EWM aus SAP WM bzw. SAP Stock Room Management, aber Sie können die dargestellten Migrationswerkzeuge und -ansätze sicher auch auf Ihr Drittanbieter-Lagerverwaltungssystem anwenden.
» 10 Erfolgsfaktoren für die Migration nach EWM (Teil 1)

6. Abhängigkeiten zu anderen SAP-Modulen berücksichtigen

Wie bereits im ersten Teil dargelegt, stellt der Wechsel des Lagerverwaltungssystems keine rein technische Migration dar. Das gilt auch, wenn Sie zuvor bereits auf einem SAP-WMS gearbeitet haben.

Aus diesem Grund ist besonders die Integration von SAP EWM mit dem S/4HANA Core bzw. dem ECC/ERP in der SAP Business Suite zu betrachten. Dies gilt insbesondere, aber nicht ausschließlich, für die Module SD, MM, aber auch PP. Ein Beispiel hierfür ist der Best-Practice-Ansatz im EWM, einen Lagerort für den Wareneingang (Received-on-Dock, ROD-Lagerort) und einen Lagerort für eingelagerte Ware (Available-for-Sale, AFS) zu verwenden. Dies bringt oftmals eine Änderung der Lagerortstruktur im SAP MM mit sich, die entsprechend bei der Disposition und auch der Lagerortfindung im SAP SD zu berücksichtigen ist.

7. Physischen Prozess mitdenken

Eine Besonderheit von Lagerverwaltungssystemen ist, dass sie physische Prozesse abbilden. Daher ist es unbedingt erforderlich, dass der physische Ablauf bei der Implementierung von SAP EWM mitgedacht wird. Ein im System noch so elegant abgebildeter Prozess nützt im Tagesgeschäft am Ende nichts, wenn er nicht Hand in Hand geht mit den physischen und ergonomischen Gegebenheiten. Eine solche EWM-Implementierung führt zu geringer Akzeptanz durch die End- und Key-User/-innen und die aufwendig designten Prozesse werden am Ende in der Praxis nicht gelebt. Sie können die Akzeptanz und die Erreichung der Prozessziele absichern, indem Sie frühzeitig die betroffenen Personen in die Prozess-Design-Gespräche einbinden.

8. Aufwände für (Um-)Schulungen beachten

Auch wenn man zuvor bereits im klassischen SAP Warehouse Management gearbeitet hat, kann das Wissen aus SAP WM nach der Umstellung auf SAP Extended Warehouse Management nicht 1:1 angewendet werden. Da sich einige der verwendeten Konzepte unterscheiden, müssen Begriffe und Abläufe neu geschult und gelernt werden. Transportaufträge aus dem SAP WM heißen im EWM plötzlich Lageraufgaben, Lagereinheiten heißen Handling-Units und viele weitere begriffliche Feinheiten warten auf die User/-innen. Die erwähnten Begriffspaare sind jedoch ebenfalls nicht gedanklich 1:1 zu übertragen, sondern sind größtenteils auch inhaltlich leicht anders zu deuten. Es ist daher eine angemessene Schulungsplanung und die Erstellung umfassender Schulungsunterlagen notwendig.

All dies gilt es bei der Schulungsplanung und Schulungsdurchführung bei der Umstellung auf SAP EWM zu beachten.

9. Migrationsstrategie und Migrationsobjekte festlegen

Bei der Migration zu SAP EWM sollte frühzeitig ein grober Plan für Migration, Cutover und Go-Live des neuen Lagerverwaltungssystems festgelegt werden. Ein beispielhafter Ablauf für die Entwicklung eines solchen Migrationsplans:

  1. Festlegung der Migrationsobjekte, die ins EWM migriert werden sollen
  2. Pro Migrationsobjekt die Methode festlegen, mit der die Daten nach SAP EWM migriert werden sollen
  3. Abhängigkeiten zwischen den einzelnen Migrationsobjekten identifizieren (z.B. Bestände können erst ins EWM übernommen werden, wenn Lagerplätze angelegt und Materialstämme übertragen wurden)
  4. Zeitbedarf für jedes Migrationsobjekt schätzen
  5. Zeitplan für technische Migration festlegen unter Berücksichtigung von Abhängigkeiten und Zeitbedarfen für jedes Migrationsobjekt

Idealerweise üben Sie die Migration vorab in einem Sandbox-System, um den vorab festgelegten Migrationsplan zu testen. Auf diese Weise

  • üben Sie den Ablauf, um eine reibungslose Migration zum Go-Live sicherzustellen,
  • gewinnen Sie neue Erkenntnisse über Abhängigkeiten und tatsächliche Zeitbedarfe für die Migration und
  • können somit Ihren Migrationsplan mit den neuen Erfahrungswerten verfeinern.

Nachfolgend finden Sie ein paar Ideen für mögliche Migrationsobjekte bei Ihrer Migration nach EWM:

Migrationsobjekt Methode für Datenmigration Abhängigkeiten
Lagerplätze
  • Excel-Upload
  • manuelle Anlage
  • manuelle Massenpflege
Lagerplatzsortierung
  • Excel-Upload
  • manuelle Sortierung gemäß Customizing
  • Lagerplätze
Produkt (Grunddaten Materialstamm)
  • Übertragung aus ERP / S/4HANA
Chargen und Chargenbewertung
  • Übertragung aus ERP bzw. S/4HANA
  • Produkt (Grunddaten Materialstamm)
Lagerprodukt (EWM-Daten)
  • Übertragung aus S/4HANA
  • Excel-Upload
  • manuelle Anlage
  • manuelle Massenpflege
  • Produkt (Grunddaten Materialstamm)
Packdaten (Packspezifikation)
  • Übertragung aus ERP bzw. S/4HANA
  • Excel-Upload
  • manuelle Anlage
  • manuelle Massenpflege
  • Produkt (Grunddaten Materialstamm)
  • Lagerprodukt (EWM-Daten)
Fixplatz-Zuweisungen
  • Excel-Upload
  • manuelle Anlage
  • Lagerplätze
  • Produkt (Grunddaten Materialstamm)
  • Lagerprodukt (EWM-Daten)
Nachschub-Daten
  • Excel-Upload
  • manuelle Anlage
  • Produkt (Grunddaten Materialstamm)
  • Lagerprodukt (EWM-Daten)
Bestandsdaten
  • Excel-Upload
  • manuelle Buchungen
  • LSMW
  • Lagerplätze
  • Produkt (Grunddaten Materialstamm)
  • Chargen und Chargenbewertung
  • Lagerprodukt (EWM-Daten)
Business Partner (Kunden, Lieferanten, Frachtführer)
  • Übertragung aus ERP bzw. S/4HANA
  • manuelle Anlage

10. Ausführung der Migration zu SAP EWM

Was heißt es nun genau für Ihre Migration zu SAP EWM, wenn Sie die Übernahme des Migrationsobjekts per Excel-Upload vornehmen möchten? Je nach Objekt müssen Sie die Daten zunächst aus dem Altsystem abziehen, per Excel in eine EWM-taugliche Struktur überführen und dann im CSV-Format in SAP EWM hochladen.

Abschließend befassen wir uns noch einmal mit einigen Tools, die die SAP für die Migration von SAP WM nach SAP EWM bereitstellt.

Migration von Produktdaten mit /SCWM/MIG_PRODUCT

Mit der EWM-Transaktion /SCWM/MIG_PRODUCT können Sie …

  • Lagerproduktdaten aus WM herunterladen und in EWM hochladen. Entsprechende Konvertierungsregeln können Sie im Customizing definieren. Sie können die Lagerproduktstammdaten anschließend in einem separaten Schritt in EWM hochladen. Natürlich können Sie die Datenvorbereitung auch komplett selbst im Excel vornehmen und nur die Upload-Funktion nutzen.
  • Fixplatzzuordnungen aus WM herunterladen und in EWM hochladen.
  • Palettierungsdaten (Packspezifikationen) aus WM (Materialstammsicht Lagerverwaltung 2) herunterladen und in EWM hochladen.

Migration von Lagerplatzdaten: /SCWM/MIG_BIN, /SCWM/SBUP und andere

Mit der EWM-Transaktion /SCWM/MIG_BIN können Sie …

  • Lagerplätze aus SAP WM herunterladen und in EWM hochladen.
  • Lagerplatzsortierung aus SAP WM herunterladen und in EWM hochladen.

Eine Alternative hierzu stellt die manuelle Aufbereitung der Daten sowie Upload mittels Transaktionen /SCWM/SBUP (Upload der Lagerplätze) und /SCWM/SRTUP (Upload der Lagerplatzsortierung) bzw. Sortierung mittels /SCWM/SBST.

Migration von Bestandsdaten

Die Bestände können Sie zum einen über die Transaktion /SCWM/MIG_STOCK übernehmen (Download aus SAP WM und Upload in EWM). In diesem Fall sollte aber der bisher im WM verwendete Lagerort erhalten bleiben und nur die Lagerverwaltung ausgetauscht werden. Das ist oftmals nicht praxistauglich. In der Praxis wird daher häufig die Transaktion /SCWM/ISU (Initiale Bestandsübernahme) zum Upload verwendet.

Bei der Bewertung Ihrer Alternativen und Festlegung der Migrationswerkzeuge für die Bestandsmigration sollten Sie auch die Buchungen in SAP MM im Blick behalten. Der für Sie am besten geeignete Ansatz ist im Rahmen des Migrationskonzepts festzulegen.

Wir haben für die Konvertierung von Bestandsdaten  aus Altsystemen in die neue Struktur für den Upload nach SAP EWM eigene Tools entwickelt, die wir erfolgreich in unseren Projekten eingesetzt haben und Ihnen bei Bedarf gern vorstellen.

Fazit

In diesem Artikel (Link zum ersten Teil) haben wir Ihnen wesentliche Erfolgsfaktoren für Ihre Migration von SAP WM oder einem Non-SAP-Lagerverwaltungssystem nach SAP EWM vorgestellt.

Wir hoffen, dass Ihnen der Artikel gefallen hat und einige Fragen für Ihr EWM-Projekt beantworten konnte. Sollten Sie weiterführende Fragen haben, kontaktieren Sie uns gern über das untenstehende Kontaktformular.

Haben Sie eine Frage oder wünschen Sie weitere Informationen?

Details zur Nutzung Ihrer personenbezogenen Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.